Unsere Zeit ist in einem tiefgreifenden Wandel. Wir ahnen bisher nur, dass sich vieles in unserem Alltag, in unserer Gesellschaft verändern wird. Die Veränderungen rücken uns auf den Leib. Das ist eine Herausforderung für die ganze Gesellschaft und ihr kulturelles Selbstverständnis.
Wir bewältigen den Wandel nicht allein mit Technik. Die technische Perspektive ist wichtig, viele Prozesse lassen sich objektivieren, in Messzahlen ausdrücken. Aber: Lässt sich so die Welt beherrschen, haben wir die Welt im Griff?
Wir bewältigen den Wandel auch nicht allein über moralische Haltungen. Politische Konflikte haben immer auch mit moralischen Orientierungen zu tun. Aber: Lassen sie sich darauf reduzieren?
Wir bewältigen den Wandel nicht als Einzelne. Jede und jeder kann einen individuellen Beitrag leisten. Aber: Sind nicht die sozialen und kulturellen Formationen, in denen wir leben, entscheidend?
Darum geht es: Das Machbare vom nicht Machbaren zu unterscheiden, um die eigene Position in der Wirklichkeit richtig einschätzen, um angemessen handeln zu können.
Dazu müssen wir auch die unserer Kultur vernachlässigte Dimension von Verbundenheit unserer menschlichen Existenz wieder in den Blick zu nehmen und neu zu entdecken. Die Verbundenheit mit der uns umgebenden Wirklichkeit und mit anderen Menschen ist eine wichtige Quelle der moralischen Orientierung. Zugleich setzt die Verbundenheit aber auch schnellen und weitreichenden Veränderungen deutliche Grenzen.
Was meint Verbundenheit? Wir sind soziale Wesen, eingebunden in komplexe politische und kulturelle Prozesse, die ein starkes Eigenleben haben. Soziale Verbundenheit zeigt sich sowohl in politischen Konflikten wie auch in der Erfahrung von Solidarität. Zur Diskussion von sozialer Verbundenheit.
Philosophischen Entwürfe von Maurice Merleau-Ponty und Bernhard Waldenfels haben aufgezeigt, was es bedeutet, dass wir leibliche Wesen sind. Wir sind leibliche Wesen, eingebunden in eine vieldimensionale Wirklichkeit, die wir nicht vollständig überblicken können. Wir sind in sie hineingeflochten sind, sie ist uns einfach zu nah. Wir sind Teil der Welt, nicht die Beherrscher der Welt. Zum Ansatz einer offenen Wirklichkeit.
Wenn wir den Wandel gestalten wollen, dürfen wir nicht technisch oder moralisch reduzieren, sondern müssen die Wirklichkeit mit all ihren Erscheinungsweisen und die Gesellschaft mit all ihren Formen der Verbundenheit berücksichtigen.
In diesem Blog schreibe ich Kommentare zu aktuellen politischen Ereignissen, zu kulturellen Debatten, zu Buchveröffentlichungen und zur Diskussion technischer Entwicklungen wie der Digitalisierung oder der Energiewende. Ich bin Ingenieur und evangelischer Theologe. Beide Perspektiven sind mir wichtig und haben mich auch mein Leben geprägt. Mein Lebensweg verläuft zwischen der modernen Erforschung und Gestaltung der Welt auf der einen Seite und der Einsicht in die Begrenztheit aller menschlicher Erkenntnis und dem Vertrauen auf Gottes Verheißung auf der anderen Seite.
Informationen zu meiner Arbeit an der Evangelischen Akademie im Rheinland finden sich hier: Wissenschaftliche Moderne
Frank Vogelsang
ps Oben ist ein Ausschnitt eines Bildes, das Paul Klee „Hauptwege und Nebenwege“ genannt hat. Viele Wege führen in die Zukunft, welchen wählen wir?
(Foto oben: Andrea Zmrzlak)