Geht in dieser Welt alles mit rechten Dingen zu?

„Es geht alles mit rechten Dingen zu!“ Diese Aussage ist eine Redewendung, die immer wieder in der Debatte zwischen Religion und Wissenschaft auftaucht. Meist wird sie mit einem Ton der Entrüstung von jenen vorgebracht, die die Erkenntnisse der Wissenschaften gegen bestimmte Aussagen der Religion ins Feld führen. Sie richtet sich etwa gegen Wunder, gegen außerirdische Erscheinungen und transzendente Erfahrungen, kurz gegen alle Behauptungen, dass etwas geschehen kann, was nicht wissenschaftlich beschrieben werden kann. Anders herum: Das, was wissenschaftlich beschrieben werden kann, ist das, was mit rechten Dingen zugeht.

Die Veranstaltung

Am 29. November findet in der Kreuzeskirche in Essen zu dieser Aussage ein Streitgespräch zwischen Helmut Fink, Physiker und verantwortlich für die Akademie für säkularen Humanismus und mir statt. Ich versuche die These zu verteidigen: „Es geht nicht immer alles mit rechten Dingen zu!“

Die Thesen finden sich hier:

Helmut Fink

http://www.mensch-welt-gott.de/Downloads/Thesenpapier_Fink_29.11.17.pdf

Frank Vogelsang

http://www.mensch-welt-gott.de/Downloads/Thesenpapier_Vogelsang_29.11.2017.pdf

Es geht nicht um das eine oder andere Wunder

Ich denke, dass Christinnen und Christen gar nicht anders können, als diese Behauptung aufzustellen. Denn sie sind von der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus überzeugt. Es geht hier gar nicht einmal um die Frage, ob Jesus Wunder getan hat, wie es in den biblischen Texten beschrieben wird. Das scheint mir nebensächlich zu sein. Ich würde die Wunder auch nicht als historisch verteidigen wollen. Denn einerseits passen die Wunder nur zu gut in die Vorstellungswelt der Spätantike. Wundertätigkeit wurden in dieser Zeit auch Philosophen und Kaisern nachgesagt. Zudem sind die biblischen Texte selbst bestimmt durch eine Wunderkritik. Aber auch wenn man theologisch die Wunder als Mythisierungen ausräumt, so bleibt doch ein „Elementarwunder“, das nicht weggedeutet werden kann, ohne das Zentrum des christlichen Glaubens zu beseitigen: Das Wunder der Menschwerdung.

Die Menschwerdung Gottes

Wenn man von der Menschwerdung Gottes ausgeht, dann kann nicht alles mit rechten Dingen zugehen! Nun heißt das aber nicht, dass wissenschaftliche Gesetze gebrochen werden müssen. Denn es gibt kein wissenschaftliches Gesetz, das lautet: „Gott kann nicht Mensch werden“. Alle Aussagen über Gott sind, wenn man sie als theologische Aussagen ernst nimmt, per se jenseits der wissenschaftlichen Beschreibbarkeit.

Plädoyer für eine offene Wirklichkeit

Aber ist es denn so, dass die Dinge, die uns im Alltag besonders wertvoll sind, sich gerade nicht in wissenschaftlichen Beschreibungen erfassen lassen? Wenn man dieser Frage nachgeht, wird man feststellen, dass es vielleicht gar nicht so abwegig ist, dass Christinnen und Christen ihren Glauben an Gott so zum Ausdruck bringen, wie sie es tun. Wenn wir davon ausgehen, dass die Wirklichkeit viel größer ist als das, was wir in allgemeinen Ausdrücken wissenschaftlich beschreiben können, dann ist es geradezu naheliegend, dass auch der Glaube an Gott auf diese Sphäre jenseits wissenschaftlicher Beschreibbarkeit weist!

Ich bin sehr auf die Diskussion und den Austausch in der Veranstaltung gespannt und werde von den Ergebnissen hier berichten!